Was heute als normal gilt, ist nicht ganz normal!
Wenn wir montagmorgens aufstehen und uns mit dem Auto auf den Weg zur Arbeit in die Stadt machen, ist es doch schon ganz normal im Stau zu stehen. Selbiges gilt natürlich auch für das Heimfahren am Freitag, wenn sich das erholende Wochenende ankündigt und viele die Stadt verlassen. Einerseits sind das die Pendler, die sich auf dem Heimweg machen und anderseits die Stadtbewohner selbst, die Erholung ausserhalb ihrer Stadt suchen. Nicht selten kommt ein Teil der Autofahrer in den «Genuss», täglich einen Stau erleben zu dürfen, wodurch besonders für diese Autofahrergruppe die Strassenstaus praktisch zur Normalität geworden sind und ganz einfach zum Stadtleben dazugehören.
Da der Mensch an dieser unrühmlichen Strassensituation selbst ja nichts ändern kann, versucht dieser das gelassen hinzunehmen, um sich nicht durch unnötige Ärgernisse den Tag zu verderben. Es ist ja wirklich nur frustrierend und belastend sich andauernd mit negativen Ereignissen und Gegebenheiten zu beschäftigen, die durch Ausseneinflüsse entstehen und somit nicht so schnell aus der Welt geschaffen werden können.
Diese in Gewohnheit gelebte Sorglosigkeit der Menschen, die in dichtbesiedelten Gebieten leben bzw. arbeiten, lässt viele blind werden, was sich dadurch zeigt, dass der Lärm und die schlechte Luft, die Abkapselung und Distanzierung zu den Mitmenschen, das Gedränge in U-Bahnen und Einkaufsmärkten, die Obdachlosigkeit und Kriminalität, die Unterhaltungs-, Konsum- und Vergnügungssucht, die Entfremdung zur Natur der Flora und Fauna, sowie viele andere Missstände und Unwerte, nicht mehr wahrgenommen und erkannt werden.
Würde aber der Stadtmensch bzw. der Pendler die Achtsamkeit wieder auf das Alltägliche richten und Dinge hinterfragen, dann müsste dieser früher oder später den Zusammenhang der Missstände erkennen. Nur durch das Sprengen des eingefahrenen Denkens kann der Mensch die Ursache für ein Problem erkennen. Aus dem Erkennen der Ursache wiederum, findet man rasch Lösungswege, die man jahrelang zuvor nie gesehen hat.
Und wer tatsächlich das Normale hinterfragt, der wird bald nicht mehr verdutzt sein oder hämisch lächeln, wenn von Überbevölkerung die Rede ist. Auch wird er weder empört sein, noch eine Verletzung des Persönlichkeitsrechtes beanstanden, wenn das Thema Geburtenkontrolle zur Sprache kommt.
Stefan Hahnekamp, Österreich