Alle Atheisten sind nicht gleich
Stefan Hahnekamp aus Eisenstadt schreibt uns (zum Leserbrief „Neue Atheisten fürchtenden Fundamentalismus“ in der „KirchenZeitung“ Nr. 17 vom 27.April 2008):
Obgleich Atheisten jegliche Demut, Hörigkeit und jeglichen Glauben an einem Gott, an Heilige und Engeln usw. usf. ablehnen, bedeutet das noch lange nicht, dass diese einem Größenwahn verfallen sind, wie dies Herr Wutzlhofer in gewisser Weise in Betracht zieht. Es gibt Atheisten, welche durch neutrale Beobachtung, Respekt und Achtung gegenüber Natur und Mensch (keine Demut/ Unterwürfigkeit!) und aktivem Nachdenken, viele Gesetzmäßigkeiten des Lebens erkennen und darüber wissend werden. Diese Gesetzmäßigkeiten beziehen sich auf welche, die vor Jahrmillionen gegolten haben und auch noch in Millionen von Jahren gelten werden. Solche Atheisten sind also keine reinen Materialisten (= begrenzen ihr Verständnis auf das bereits Bewiesene), sondern viel eher Realisten (= halten Sinne offen für das noch zu Beweisende). Es steht die Relegeon (aus gegenwärtig Vorhandenem sich weiterentwickeln) und nicht die Religion im Vordergrund.
Gegensätzlich gibt es - hier gebe ich Herrn Wutzlhofer recht - auch Atheisten, welche dem reinen Materialismus und Egoismus verfallen sind und kein daseins-philosophisches Gedankengut pflegen, sondern einfach dahinleben bzw. das Leben in vollen Zügen „genießen“ wollen. Spätestens aber dann, wenn sie mit dem eigenen Sterben/Tod oder dem Tod nahestehender Menschen konfrontiert werden, merken sie, welche wahre Tugenden sie im Leben verabsäumt haben. Zu bemerken ist aber, dass es auch Gläubige gibt, welche mit Unwerten wie Materialismus, Egoismus, Missgunst und Hass behaftet sind und folglich nicht automatisch bessere Menschen als Atheisten verkörpern.
Fazit: Menschen dürfen aufgrund ihrer philosophischen Ansicht, welche nur einen Teil der Gesamtpersönlichkeit ausmacht, nicht in den jeweils vorgesehenen Topf geworfen werden. Zum Glück macht das auch nicht jeder: Ich kenne viele Atheisten, die gläubige Menschen tolerieren, sowie auch Gläubige, welche ebenfalls Toleranz gegenüber Atheisten üben.
Veröffentlicht am 18. Mai 2008 in der Eisenstädter Kirchenzeitung